Höhlen

Natura 2000 Award für CaveLife-App

Die Natura 2000-Awards 2022 der EU-Kommission sind vergeben. Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (VdHK) gewann in der Kategorie „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“. Die CaveLife App ist ein einfach bedienbares Tool, um Höhlen gemäß den Natura 2000 Richtlinien einheitlich zu bewerten. Natura 2000 ist das größte grenzüberschreitend organisierte Schutzgebietsnetz der Welt. Seit 2014 wird der Preis nun zum 6. mal vergeben.

Anlässlich der Preisverleihung hat der VdHK gemeinsam mit der Europäischen Höhlenschutzkommission ECPC einen offenen Brief an den EU Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei übergeben um den Schutz von geologischen Schutzgütern zu gewährleisten..

Natura 2000 Award

Natura 2000 Award - CaveLife app
Natura 2000-Award Preisverleihung 18.05.

Pressemitteilung des VdHK vom 19.05.2022 (pdf)
Fotos zur Pressemitteilung (zip)

Pressemitteilungen vom UNESCO Biosphärenreservat Rhön und von der Deutschen EU Kommission (pdf)

Speläologie

Schon von jeher haben Höhlen den Menschen angezogen und fasziniert. Höhlen bieten Schutz vor den Unbilden des Wetters, vor Krieg und Verfolgung. Sie werden aus kultischen oder religiösen Gründen aufgesucht und sie dienen als Lager- und Kühlräume. Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieser Nutzungsgedanke von einem zunehmenden Interesse an dem Phänomen Höhle aus naturkundlicher Sicht abgelöst. Knochenfunde in Höhlen zeugen von einer frühen Besiedlung durch den Menschen oder dem Vorkommen prähistorischer Tiere. Unter der Zielsetzung, die Höhlensedimente auf solche Zeugnisse der Urzeit zu untersuchen, wurde 1889 der Schwäbische Höhlenverein gegründet. Er war damit einer der ersten Höhlenvereine weltweit. Neben diesen wissenschaftlichen Motiven, wurde zunehmend auch versucht, der Bevölkerung das Naturerlebnis Höhle näher zu bringen. Schon 1668 fanden in der Baumannshöhle im Harz Führungen statt. An der Wende zum 20. Jahrhundert kamen in allen deutschen Höhlengebieten neue Schauhöhlen hinzu.

Mehr als dunkel

Für viele Menschen ist der Begriff Höhle gleichbedeutend mit "Hohlraum unter der Erde". Doch im Gegensatz zu Bergwerken, Tunneln oder Kellern ist sie natürlich, ohne menschliches Zutun entstanden. Sie ist mindestens so groß ist, daß sich ein Mensch darin fortbewegen kann. Das bedeutet nicht, daß eine Höhle immer bequem begehbar sein muß. Oft genug ist eine Fortbewegung nur kriechend möglich. Höhlen können in allen Festgesteinen und im Eis entstehen. Sind sie zusammen mit dem sie umgebenden Gestein entstanden, spricht man von Primärhöhlen. Dazu zählen Vulkangesteinshöhlen, wie unterirdische Lavatunnel oder Gasblasen.

Die meisten Höhlen entstehen jedoch nach der Gesteinsbildung als Sekundärhöhlen durch Verwitterungsvorgänge wie Erosion oder Auflösung oder durch Bewegungsvorgänge wie Hangabrisse oder Blockverstürze. Die Auflösungshöhlen stellen weltweit den bedeutendsten Höhlentyp dar. Diese Höhlen entwickeln sich in Kalk-, Dolomit-, Gips-und Salzgesteinen. Entlang von Fugen im Gestein, kann das Grundwasser durch Lösung zuerst kleine Röhren bilden, die dann zu Höhlen erweitert werden. Durch Auflösung entstandene Höhlen werden als Karsthöhlen bezeichnet, wobei die "klassische" Landschaft des Karstgebirges im Grenzgebiet von Italien zu Slowenien namensgebend war. In solchen Karstgebieten gibt es neben Höhlen oft auch eindrucksvolle Oberflächenformen. Dolinen (trichterartige Bodenvertiefungen), Bachschwinden, große Quellen, scharfkantig herausgewitterte Felsoberflächen, sogenannte Karrenfelder, etc. prägen die Landschaft und geben ihr einen unverwechselbaren Charakter.

Der Großteil der Höhlen liegt in Karstgebieten. Der Name des deutschen Verbandes trägt dieser Tatsache Rechnung.

Höhlenschutz

Wenn Du in eine Höhle gehst, nimm nichts mit, laß nichts zurück, zerstöre nichts und schlag nichts tot.
Helft mit, die Welt ohne Licht zu erhalten. Wir sind nur Gast in ihr.

Höhlen sind vielfältige und äusserst empfindliche Naturphänomene, die als wissenschaftliche
Archive, als Lebensräume und nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen unbedingt erhaltenswert und streng zu schützen sind.

Seit 2018 sind Höhlen im Bundesnaturschutzgesetz § 30 als besonders geschützte Biotope aufgenommen.
Vom 01. Oktober bis 31. März sind Höhlenbefahrungen in Winterquartieren von Fledermäusen laut Bundesnaturschutzgesetz §39 Absatz 6generell verboten.

Zu Gefärdungen zählen

  • Totale oder teilweise Zerstörung durch Rohstoffgewinnung von Kalk und Gips, oder Baumaßnahmen

  • Eintrag von Schadstoffen, durch Mülleintrag und über Sickerwasser, das sehr schnell und nahezu ungefiltert druch das Grundwasser Trinkwassergebiete verunreinigen kann. Aus diesem Grund ist auch das Ausbringen von Düngemitteln oder Pestiziden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Karstgebieten sehr problematisch.

  • Vandalismus und Überfrequentierung durch Besucher

  • Raubgrabungen nach archäologischen, paläontologischen oder mineralogischen Funden
     

Der VdHK hat Ethik-Richtlinien und den Forderungskatalog zu kommerziellem Höhlentrekking zum Schutz von Höhlen und anderen Karsterscheinungen beschlossen.

Karst in Deutschland

Höhlen sind dort häufig, wo wasserlösliche Gesteine einen größeren Anteil an der Schichtenfolge haben. Solche Karstgebiete sind in Deutschland meist in den Mittelgebirgen und den Alpen anzutreffen und nehmen etwa 12 % der Gesamtfläche ein. Insgesamt konnten bislang etwa 11.000 Höhlen katastermäßig erfaßt werden. Folgende wichtige Karstgebiete werden in Deutschland nach ihrer erdgeschichtlichen Stellung unterschieden:

  • Kleinflächige devonisch-karbonische Kalksteinvorkommen des Rheinischen Schiefergebirges (Sauerland, Eifel, Westerwald) und des Harzes;
  • Zechsteinumrandung der Mittelgebirge wie am Harzsüdrand oder im Thüringer Becken;
  • Muschelkalkgebiete, hauptsächlich im schwäbisch-fränkischen Gäuland;
  • Juragebiete der Schwäbischen und Fränkischen Alb;
  • Kreide- und Juragebiete am Nordrand der Mittelgebirge (z.B. Münsterländer Kreidebecken);
  • Trias- und Kreidegebiete der Bayerischen Alpen.

Daneben gibt es weitere isolierte Karst- und Höhlengebiete wie in Bad Segeberg, im Vogtland bei Syrau und Rüdersdorf bei Berlin.

Auf der Übersichtskarte sind die wichtigsten Karstgebieten Deutschlands gekennzeichnet.

Schauhöhlen

53 Höhlen können in Deutschland von jedermann besichtigt werden. Diese Besucher- oder Schauhöhlen sind im Folgenden aufgeführt. Die genauen Öffnungszeiten und Eintrittspreise erfragen Sie bitte über die verlinkten Internetseiten. Schauhöhlenbetriebe, die dem VdHK angehören sind mit * gekennzeichnet.

Weitere Informationen auch unter http://www.schauhoehlen.de/

Die größten Höhlen

Die längsten Höhlen

1  Riesending (BY)25.200m
2  Blauhöhlensystem (BW)17.673m
3  Fuchslabyrinth (BW)14.321m
4  Herbstlabyrinth-Adventhöhle-System (HE)13.128m
5  Hölloch (BY)12.205m
6  Mühlbachquellhöhle (BY)10.420m
7  Salzgrabenhöhle (BY)9.012m
8  Windloch im Mühlenberg (NW)8.453m
9  Hessenhauhöhle (BW)8.365m
10 Eisrohrhöhle-Bammelschacht System (BY)7.861m
11 Schneebläser (BY)7.260m
12 Attahöhle (NW)6.670m
13 Wulfbachquellhöhle (BW)6.583m
14 Wildpalfen/Canyon 84 – System (BY)6.000m
15 Kluterthöhle (NW)5.845m

Die tiefsten Höhlen

1  Riesending (BY)-1.149m
2  Fledermauscanyon (BY)-891m
3  Geburtstagsschacht (BY)-698m
4  Aufreißer (BY)-650m
5  Latschencanyon (BY)-630m
6  Zirbeneckschlinger (BY)-585m
7  Hacklschacht (BY)-581m
8  Eisrohrhöhle-Bammelschacht System (BY)-496m
9  Hölloch (BY)-452m
10 Kargrabenhöhle (BY)-446m
11 Salzgrabenhöhle (BY)-399m
12 Wildpalfen/Canyon 84 – System (BY)-395m
13 Kippdübelschacht (BY)-386m
14 Eisbläser (BY)-381m
15 Schneeschächte in der Mittagsscharte (BY)-357m