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Pressemitteilung zum World Clean Up Day am 18.09.2022

Pressemeldung als PDF

VdHK Aktion „Saubere Unterwelt“
„Aus den Augen aus dem Sinn“ das könnte die Devise von Mitbürgern und Firmen sein, die Ihre Abfälle in Höhlen entsorgen. Damit schädigen sie nicht nur einen sensiblen Lebensraum, zerstören Naturjuwele sondern gefährden auch das Grundwasser.

Zum internationalen World Clean Up Day am 18.09.2022 will der Verband der deutschen Höhlenund Karstforscher VdHK e.V. auf diese Missstände aufmerksam machen und exemplarisch Projekte von Mitgliedsvereinen vorstellen, die sich in diesem Jahr mit außergewöhnlichen Aktionen um die Säuberung von Höhlen und Karstflächen verdient gemacht haben.

Contents

  • Zufalls-Säuberungsaktion im Salzkammergut
  • Entsorgung bei Bad Urach
  • Laichinger Höhlenjugend schafft Müll aus der Doline in den Meierwiesen
  • Säuberungsaktion im Südharz Gipskarst
  • Müllaktion im Wiehengebirge im Biwakstollen
  • Schwelmer Tunnel
  • Reinigung des Kleinen Hohllochs bei St. Wolfgang von Graffiti und Müll

Zufalls-Säuberungsaktion im Salzkammergut

Im Rahmen der alljährlichen Forschungswoche der Arge Höhle & Karst Grabenstetten im Toten Gebirge fand am 5. August eine Familientour zur Schafkirche (Kat. Nr. 1623/14) oberhalb des Augstsees statt. Dabei mussten wir feststellen, dass jemand drei Glaswolle-Matten in die Höhle gebracht und dort zurückgelassen hatte. Bei unserem Besuch waren sie
schon ziemlich zerfleddert und über die ganze, 36m lange und geräumige Horizontalhöhle verteilt.

Drei Tage später, am 8. August kamen wir mit einem großen Müllsack wieder und sammelten alles ein. Am Ende der Aktion war der Rucksack mit dem Müllsack gut gefüllt und die Höhle wieder weitgehend sauber. Den Müllsack haben wir dankenswerterweise vom Team der Loseralm bekommen, welches auch die Entsorgung übernommen hat.

Ansprechpartner: Arge Höhle & Karst Grabenstetten, Robert Winkler, robertwinkler@gmx.net

Entsorgung bei Bad Urach

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten räumten im Sommer 2022 ca. 40kg Kabel, Lautsprecher und andere Relikte vergangener Pumpaktionen der 80er aus dem Elsachbröller bei Bad Urach. Weitere ca. 300kg Kabel liegen gebündelt noch zum Abtransport in der Höhle bereit, dies soll nun sukzessive geschehen. Halbsiphone und extreme Lehmmassen machen diese Säuberungsaktion zur Herausforderung für Mensch und Material.

Ebenfalls konnten Mitglieder der Arge Grabenstetten in Kooperation mit der Stadt Bad Urach illegale Müllablagerungen aus dem Büchelbrunner Tal bei Bad Urach entfernen. Hier wurden ca. 40m2 Linoleumboden abgelagert. Immer wieder wurden zuvor Müllablagerungen privat entsorgt, diesmal musste jedoch die Stadtverwaltung zu Hilfe eilen da die Massen zu groß waren für eine private Entsorgung.

Kontakt: Arge Grabenstetten, Tewje Mehner, tewjemehner@gmx.de

Laichinger Höhlenjugend schafft Müll aus der Doline in den Meierwiesen
Am vergangenen Wochenende fand eine ungewöhnliche Aktion der Jugendgruppe des Höhlen- und Heimatvereins statt – sie zogen ein Auto aus einer Doline!

Während des Lockdowns veranstaltete die Jugendgruppe den Wettbewerb „Höhle-Hüle- Doline“, bei dem die Teilnehmer sich jede Woche vor einem vorgegebenen Objekt fotografieren mussten und somit Punkte sammeln konnten (die SZ berichtete). Dabei waren auch Dolinen das Ziel. Letzten Herbst wurden die Dolinen der Gemarkung Laichingen mit dem
Fahrrad aufgesucht und näher untersucht. Der Blick in den Erdfall in den Meierwiesen ergab dann eine Überraschung: Am Grund ragten Teile eines Autos heraus! Schnell wurde der Vorsatz gefasst, das Auto zu bergen und der Jugendgruppenleiter Harry Scherzer übernahm die Initiative.

Die Doline ist als Naturdenkmal und Biotop streng geschützt. Bei einem Ortstermin des HHVL mit dem Naturschutzbeauftragten Bernhard Stich und Vertretern des Landratsamts und der Stadt waren sich alle einig: Das Auto muss raus! Folgendes Vorgehen wurde vereinbart: Die Jugendgruppe des HHVL sammelt den Müll in der Doline auf und befreit das Auto so weit, dass es geborgen werden kann, die Stadt stellt die Container zur Verfügung und das
Landratsamt kümmert sich um eine Spezialfirma zur Bergung und Entsorgung des Autos.

Am Freitagabend und Samstag war es dann soweit. Die Jugendgruppe, verstärkt durch Erwachsene des Vereins, befreite die Doline vom Müll. Es befanden sich unter anderem Dünger- und Müllsäcke, massenweise Bauschutt, Schlepperreifen, Glasflaschen, Dachrinnen, Tierknochen, viel Eisen und Blech und sogar ein Ofen und Teile eines Grabsteins darin.
Allerdings konnte der Bauschutt und Müll nicht komplett entfernt werden, weil er sich bereits dezimeter-, vielleicht meterhoch aufgetürmt hat. So wurde nur die oberste Schicht aufgeräumt, damit Doline nicht mehr zur Müllentsorgung einlädt und Tiere nicht mehr durch Bleche, Glas und Plastik gefährdet werden.

Am Auto war sogar noch die Fahrgestellnummer eines NSU-Fiat Jagst 600, Baujahr 1956 befestigt. Das Auto wurde wahrscheinlich vorher ausgeschlachtet, da weder Motor, Räder oder ein Auspuff vorhanden waren. Letztendlich war nur das Blechkleid in die Doline gekippt worden. Die beiden Teile konnten per Flaschenzug aus der Doline und in den Container gezogen werden.

Richard Frank vom HHVL lobte die Aktion und das Engagement der Mitwirkenden, sowie die hervorragende Zusammenarbeit der Stadt und den Behörden mit dem Verein. Die Beteiligten werden auch in Zukunft den Zustand der Dolinen in der Gemarkung aufmerksam beobachten.

In der Vergangenheit wurden Dolinen vielfach als Hindernisse bei der intensiven Landnutzung und willkommene Müllplätze betrachtet und verfüllt. Seit 1992 gelten sie jedoch als geschützte Biotope, der Erdfall in den Meierwiesen ist zusätzlich als Naturdenkmal ausgewiesen.

Bei den Dolinen auf der Laichinger Alb handelt sich es meistens um Einbruchsdolinen, auch Erdfälle (in Laichingen „Aidfäll“) genannt. Sie entstehen durch den Einsturz eines unterirdischen Hohlraums, der sich im Lauf der Zeit zur Oberfläche durchpaust. Der Einsturz kann auch in großer Tiefe erfolgt sein, in der Hessenhaudoline mussten die Höhlenforscher über 50 Meter durch Verbruch nach unten graben, bis sie eine feste Wand erreichten.
Während Wasser andernorts von einer Bodenschicht aufgenommen und gespeichert wird gelangen Schadstoffe in Dolinen schnell in den Untergrund.
Der Schutz von Dolinen ist also direkter Grundwasserschutz.

Für die Natur sind Dolinen wertvoll, weil sie Tieren einen Schutzraum inmitten intensiv landwirtschaftlich genutzter Flächen bieten. Am Grund bildet sich ein Kältesee, der Tieren Abkühlung bietet. Am nach Süden ausgerichteten Hang der Doline herrschen dagegen warme und trockene Verhältnisse, so dass sich verschiedene Pflanzenarten entwickeln können, oft
haben sich am Rand der Dolinen auch Feldgehölze entwickelt.

Ein weiterer Aspekt zum Schutz von Dolinen ist ihre Bedeutung als Geotop, das sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Ohne diese Wahrzeichen wäre unsere Karstlandschaft um einiges ärmer.

Infobox:
Die Jugendgruppe des HHVL trifft sich ca. 20mal im Jahr, immer Freitagabends um 18:00
Uhr. Man fährt dann meist in unausgebaute Höhlen der Umgebung. Ganz nebenbei
bekommen die Jugendlichen dabei eine umfassende höhlenkundliche Ausbildung in
Theorie und Praxis. Der Treffpunkt ist die Rückseite des hinteren Höhlenhauses.
Nach all den Kontaktbeschränkungen der Vergangenheit bietet der Verein jetzt wieder den
Laichinger Schülern ab der fünften Klasse die Möglichkeit sich anzuschließen.
Kontakt:+ Harald Scherzer, 01577-4050985

Säuberungsaktion im Südharz Gipskarst
Seit über 30 Jahren finden regelmäßig Säuberungsaktionen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. (ArGeKH) in der Jettenhöhle bei Osterode-Düna im Südharzer Gipskarst statt. Diese erfolgen im Rahmen eines Pflegevertrags mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Göttingen. Wieder hat sich die Erfahrung bestätigt, dass dort, wo keiner liegt, auch kaum weiterer Müll hinzukommt. Bei mehreren diesjährigen Aktionen konnte entsprechend wenig Müll gefunden werden. Bei einer Aktion am 8.6.2022 wurden hingegen auch die in der Höhle befindlichen Graffitis angegangen, die leider an einigen Stellen auch großflächig zu finden sind. Hierbei stellten sich Messingbürsten beim Gips als das Mittel der Wahl heraus. Die Farbe konnte vom Gestein auch in lehmhaltigen Bereichen relativ einfach
entfernt werden. Da bislang nur ein kleiner Teil der Graffitis entfernt werden konnte, steht
dort noch eine weitere Reinigungsaktion an.

Auf dem Iberg bei Bad Grund fanden im devonischen Karbonatkarst im Rahmen der üblichen Kontrollbefahrungen in 2022 auch Müllsammelaktionen statt. Auch in diesem Karstgebiet hat die Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. einen Pflegevertrag mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Göttingen. Hierbei konnte z.B. aus einer stärker
frequentierten Höhle, der Hübichgrotte, eine Tragetasche voll mit Plastikmüll und Glasbruch entsorgt werden. Für Anfang Oktober ist auf dem Iberg auch die hoffentlich letzte Grabung in der Pinge, die passend aber traurigerweise den Namen "Müllschlucker" erhalten hat, angesetzt. Dort konnten bislang ca. 52 t Müll entfernt werden, da diese Pinge in den 1970er
Jahren zur illegalen Müllentsorgung eines Ausfluglokals gedient hatte.

Kontakt: ArGeKH, J. Strahlendorf, info@argekh.de

Müllaktion im Wiehengebirge im Biwakstollen

Am 10.9.2022 wurde von drei Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Lippe der "Biwakstollen" einer gründlichen Reinigung unterzogen. In der Höhle befand sich eine alte Wohnungslosen- Lagerstelle mit einer Menge Zeitungen und einem verbrannten Schlafsack. Dazu zerbrochene Flaschen und Kerzenreste.

Im Eingangsbereich befand sich eine große Menge an Kabelisolierungen, die hier entsorgt worden waren. Die Höhle wird immer wieder mal von Personen aufgesucht, die in der Höhle Teelichter entzünden. Kot von Fledermäusen weist darauf hin, dass es sich bei der Höhle um ein Fledermauswinterquartier handelt. In einer zweieinhalbstündigen Aktion wurde der Müll aus der Höhle herausgeholt, teils in Säcke, teils in einen mitgebrachten Maurerkübel gefüllt und zu nahen Straße gebracht. Die Kabelisolierungen wurden lose am Straßenrand abgelegt.
Die Menge war so groß, dass wir sie in unserem Fahrzeug nicht mitnehmen konnten. Wir haben die zuständigen Behörden informiert und gebeten sie zu entsorgen.

Die Höhle ist der AGHKL noch nicht lang bekannt und wurde vor nicht langer Zeit vermessen. Wie werden im Winter eine Fledermauskontrolle durchführen und dann den Verschluss der Höhle beantragen.

Voraussichtlich im kommenden Jahr wird die Höhle von uns dann einen Verschluss erhalten, der für Fledermäuse durchlässig ist, die Höhle aber vor erneuter Verunreinigung schützt.

Kontakt: Bernd Thesing, b.thesing@aghkl.de , www.aghkl.de

Schwelmer Tunnel

Neben der Weiterführung der Sanierungsarbeiten in der Frettlöhrhöhle, (siehe PM 2021, Wuppertal), waren wir Schwerpunktmäßig in und an unserem Schwelmer Tunnel aktiv.

Im Zuge des Radwegebaues gelang es eine durch den Bahnbau verschüttete bedeutende Karstquelle freizulegen und offenzuhalten. Diese Quelle steht im direkten Zusammenhang mit der benachbarten Schwelmer Tunnelhöhle. Die notwendige Fassung des Quellbeckens geschah durch den Bau einer Trockenmauer. Sitzsteine laden nun dort zum Verweilen ein. Den im Nordeinschnitt in einem Betonkorsett fließenden Krähenberger Bach ließen wir durch die
tätigen Baufirmen entfesseln und renaturieren.

Fünf Höhlen (Brennesselhöhle, Röhrenhöhle, Fuchshöhle, Nikolaushöhle, Schwelmer Schichtfugenhöhle) wurden ebenfalls im Zuge dieser Arbeiten ausgeräumt, gesäubert und für den Artenschutz verschlossen. Weitere Forschungsarbeiten bereiteten wir während der Baumaßnahmen schon mal vor.

Gut 10.000 Euro generierten wir bei den Bürgermeistern der Städte Schwelm und Gevelsberg für Informationstafeln des Geoparks entlang der Fahrradtrasse, diese Informieren die Passanten über Geologie, Karst und Höhle sowie den damit verbundenen Naturschutz.

Im Schwelmer Schlammbad (einer Höhle im Tunnel selbst), die von uns schon vor zwei Jahren verschlossen wurde, konnte in Zusammenarbeit mit der Firma Ökoplan ein Lichtschrankensystem für das Fledermausmonitoring eingebaut werden. Weit über 100 Fledermäuse nutzen die kleine Höhle als Winterquartier. Das Artenspektrum ist noch nicht
ausgewertet. Mittlerweile wurde ein fester Elektroanschluss in die Höhle verlegt, um weitere Untersuchungen einfacher durchführen zu können.

Für die Sicherung der Höhlen standen 35.000 Euro zur Verfügung. Rechnet man die Bachentfesselung auf fast 500 Meter (40.000 Euro) sowie die Freilegung der Karstquelle das Umlegen der Leitungen und der Rösche (6.800 Euro ) sowie die 10.000 Euro für die Schilder zum ehrenamtlichen Einsatz hinzu so wurden hier fast 100,000 Euro für den Naturschutz
investiert.

Ansprechpartner: Arbeitskreis Kluterthöhle e.V., Stefan Voigt, info@galabau-voigt.de

Reinigung des Kleinen Hohllochs bei St. Wolfgang von Graffiti und Müll

Helfer aus Höhlenforscher-Mitgliedsorganisationen des LHK Bayern e.V. säuberten das kleine Hohlloch bei St. Wolfgang ehrenamtlich. Die Höhlenwände wurden schonend mit Stahldrahtbürsten von großflächigen Graffitis, Schmierereien und Verrußungen befreit. Die abgebürsteten Stellen der Höhlenwand verwittern wieder auf natürliche Weise. Kronkorken,
Glasscherben, Plastik und anderer Unrat wurden oberflächlich abgesammelt und eine Feuerstelle wurde beseitigt.

Der Einsatz der Höhlenforscher wird sich lohnen, denn das kleine Hohlloch bei St. Wolfgang ist überdurchschnittlich fledermausartenreich. Schon im direkten Eingangsbereich der Höhle, hinter Steinplatten und in Spalten versteckt überwintern bestimmte Arten. Auch die Kleinstfauna ist an den Höhleneingängen in der Regel besonders vielfältig ausgeprägt. Im Eingangsbereich sind aber auch die Nester von Höhlenbrütern zu finden. Weiterhin kommen
hier besondere Flechten, Moose, Farne und Gefäßpflanzen vor, die auf die besonderen Lichtund Klimaverhältnisse im Höhleneingang spezialisiert sind. Graffitis versiegeln die benötigten Oberflächen und ein einziges Feuer kann durch Verrußung und Austrocknung große Teile der Höhle über viele Jahre schädigen oder gar dauerhaft zerstören.

Die Reinigungsaktion wurde in Abstimmung mit der Eigentümerin, mit der Gemeinde Velburg, mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Neumarkt durchgeführt.

Das Recht der freien Erholung des Menschen in der Natur ist dem Schutz besonders sensibler Tierarten, Pflanzenarten und Lebensräume untergeordnet. Die Nutzung der Natur durch den Menschen muss in einem naturverträglichen Rahmen bleiben. Nicht verträglich sind Störungen der Winterruhe von Fledermäusen (1. Oktober bis 31. März), Feuerstellen,
Mülleinträge oder auch Flächenversiegelungen durch Graffitis.

Kontakt: LHK Bayern e.V., Roland Konopac, roland.konopac@lhk-bayern.de