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Pressemitteilung zum World Clean Up Day am 19.09.2021

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VdHK Aktion „Saubere Unterwelt“

„Aus den Augen aus dem Sinn“ das könnte die Devise von Mitbürgern und Firmen sein, die Ihre Abfälle in Höhlen entsorgen. Damit schädigen sie nicht nur einen sensiblen Lebensraum, zerstören Naturjuwele sondern gefährden auch das Grundwasser.

Zum internationalen World Clean Up Day am 19.09.2021 will der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher VdHK e. V. auf diese Missstände aufmerksam machen und exemplarisch Projekte von Mitgliedsvereinen vorstellen, die sich in diesem Jahr mit außergewöhnlichen Aktionen um die Säuberung von Höhlen- und Karstflächen verdient gemacht haben.

„Müllkönigin“ in Wuppertal

Ein besonders krasses Beispiel bietet die Frettlöhrhöhle. Sie wurde, aus gegebenem Anlass vom örtlichen Höhlenverein „Arbeitskreis Kluterthöhle e. V.“, zur Müllkönigin Deutschlands gekürt. Mitten in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) liegt diese Höhle, die um 1900 in einem Steinbruch entdeckt worden war. Das Gebiet ist heute dicht bebaut.

Der damals überaus reiche Tropfsteinschmuck wurde leider schon in den ersten Jahren stark zerstört. Im Zweiten Weltkrieg erweiterte man das Objekt durch Sprengungen zum Luftschutzbunker. Nach 1945 diente die Höhle als Abstellort für Chemikalien und Öl die in 50 Liter Glasgallonen und Fässern gelagert wurden. Danach entsorgte eine Autowerkstatt, sowie ein Malerbetrieb ihren Abfall in den Höhlengängen. Schließlich benutzten die Anwohner bis in jüngste Zeit die Höhle als Mülldeponie.

Ab 1990 versuchte der gemeinnützige Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. die Betreuung der Höhle zu übernehmen. Erst nach einem Besitzerwechsel 2020 gelang es dem Verein nach monatelangen Verhandlungen die Betreuung im Juni 2021 zu übernehmen.

Dass das Objekt stark beschädigt und vermüllt war, war von Anfang an klar, auch das viel Arbeit wartete. Als dann aber am 14.08.2021 zum ersten Mal die Höhle befahren wurde, verschlug es allen die Sprache. Schätzungsweise 100 Kubikmeter Hausmüll, Chemikalien, Öle, Bauschutt und Schrott warten auf ihren Abtransport und die anschließende Entsorgung.

Insgesamt eine große Herausforderung, dazu kommt noch die Säuberung der Wände, die Renaturierung der Bodenflächen (soweit möglich) und der Einbau eines Verschlusses. Am ersten Tag des Projekts wurden von fünf Mitgliedern drei LKWs der Voigt GmbH mit Schrott, Bauschutt und Hausmüll beladen und abgefahren. Zusätzlich zu den Unmengen von Müll haben sich danach größere Mengen von Chemikalien angefunden.

In ca. 40 Glasgallonen (á 50Liter) fanden sich ca. 200 Liter Salzsäure, 100 Liter Cromatsäure und 100 Liter Kupfersäure. Die anderen Galloneninhalte sind bisher noch unbekannt. Leider sind mehrere Behälter zerbrochen, so dass der Boden in einigen Bereichen bunt schillert. Mittlerweile wurde die ehemalig, hier ansässige Metallveredlungsfirma für die Entsorgung mit ins Boot geholt.

Nach schlaflosen Nächten sagte die Firmenleitung Unterstützung bei der Entsorgung zu. Die Bodensanierung wird in enger Absprache mit der Stadt Wuppertal zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Die Höhle bedankte sich bei uns mit der Entdeckung einer schönen Tropfsteinkammer am 11.09.2021. Die Arbeiten werden zügig weitergeführt.

Ansprechpartner: Arbeitskreis Kluterthöhle e. V., Stefan Voigt, info@galabau-voigt.de

Harz und Gipskarst am Südharz, Müllrekord am Iberg?

Seit über 30 Jahren finden regelmäßig Säuberungsaktionen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. in der Jettenhöhle bei Düna im Südharz statt. Diese erfolgen im Rahmen unseres Pflegevertrags mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Göttingen. Allgemein bestätigt sich hier die Erfahrung, dass dort, wo kein Müll liegt, auch kaum weiterer hinzukommt. Bei einer der diesjährigen Aktionen musste allerdings ein „Ariadnefaden“ beseitigt werden, der aus einer 100 m-Rolle Flatterband bestand. Vermutlich wurde dieser von Unbekannten genutzt, um sicher den Rückweg zu finden und dann liegen gelassen. Unangenehm stießen auch einige zerschmetterte Bierflaschen auf.

Am 22.5. und 3.7.2021 fanden zwei große Müllbeseitigungsaktionen auf dem Iberg bei Bad Grund im Devonkalkkarst statt, die wohl die Chance haben, für viele Jahre in der Harzregion der Spitzenreiter für solche Aktionen bleiben zu können. Teilgenommen haben an der ersten Grabung 14, an der zweiten Grabung 25 Personen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e. V. und weiterer Vereine (Höhlenfreunde Hannover, Verein für Höhlenkunde in München e. V., AG Höhle und Karst Lippe). Gemäß der aktuellen Corona-Lage waren die meisten Teilnehmenden geimpft bzw. es wurden aktuelle Tests durchgeführt. Die benötigten Container wurden samt Entsorgung seitens der Abfallbehörde des Landkreises Göttingen kostenlos zur Verfügung gestellt. Zudem gab es dankenswerter Weise noch eine Getränkespende des zuständigen Forstamts Riefensbeek der Niedersächsischen Landesforsten.

Ziel der Aktionen war, die am 1.5.2021 auf dem Hochplateau des Ibergs unweit des Albertturms entdeckte und erkundete neue Höhle, auf die uns der Göttinger Kreisarchäologe Dr. Stefan Flindt aufmerksam gemacht hatte. Diese ca. 7 m tiefe Höhle befindet sich in einer Pinge, die offensichtlich als wilde Müllkippe genutzt wurde. Dieser vorwiegend einem Gastronomie-Betrieb zuzuordnende Müll stammt bislang, den Haltbarkeitsdaten der Verpackungen und einer TÜV-Plakette zu entnehmen, aus den 1970er Jahren. Der Müll wurde mit Eimern aus der Pinge entfernt und hernach mit Schubkarren zu den ca. 25 m entfernten Containern gefahren. Bei diesen beiden Grabungsaktionen konnten gesamt bislang etwas über 30 m³ Müll entsorgt werden, was – sehr vorsichtig geschätzt – mindestens einem Gewicht von 40 Tonnen entsprechen dürfte. Entsorgt wurde Humus durchsetzt mit Kunststoffverpackungen, Blechdosen, Glas, Kunststoffkanistern, Elektroschrott, Batterien, Gastronomie-Geschirr, zwei Kinderwagen, einem Tretauto, Fahrradteilen, einer Stahl-Brandschutztür, einem Urinal, Bauschutt, Autoreifen, einem Feuerlöscher, einer Handbetrieb-Waschmaschine etc. Insgesamt wurden hierzu über 250 Arbeitsstunden aufgewendet. Mindestens eine weitere Aktion ist hier noch in Planung, da das Ende des Mülls noch nicht erreicht ist. Mindestens 10 m³ sind noch zu erwarten.

Ansprechpartner: Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e. V., Jörg Strahlendorf, strahlendorf@web.de

Stahlseile im Isarwinkel

Die Forschungsgruppe Isarwinkel des Vereins für Höhlenkunde in München e. V. (VHM) hat am 4. September 2021 die Alpelwandhöhlen, südöstlich von Lenggries aufgesucht. Dabei entdeckten die 8 Höhlenforscher jede Menge Stahlkabel, die wohl von einer Seilbahn zur Holzbringung stammen. Wenn solche Seile rissen, verblieben die Reste leider oftmals im Gelände. Insgesamt um die 80 Meter
wurden in Absprache mit der Gemeinde Lenggries zum Wertstoffhof gebracht. Zusätzlich war in den Höhlen allerlei Müll zu finden: Batterien, Kerzen, Teile einer Taschenlampe, und andere nicht mehr eindeutig identifizierbare Objekte. Dank gilt der Verwaltung der Gemeinde Lenggries für die Erteilung einer Fahrgenehmigung und für die Erlaubnis, die Kabel im Wertstoffhof der Gemeinde außerhalb der Öffnungszeiten zu entsorgen.

Ansprechpartner: Verein für Höhlenkunde München e.V., Oliver Landolt, olandolt@yahoo.com

Kleine Stollen – große Wirkung im Landkreis Böblingen

Bereits im letzten Jahr wurde am 17.09. vom Kahlensteiner Höhlenverein e. V. und Mitarbeitern der Gemeinde Schönaich zwei Luftschutzstollen: der Obere und Untere Bühläckerstollen gereinigt. Seit der Wiederentdeckung der beiden Stollen 2008 hatte sich einiges an Müll angesammelt. Innerhalb einer Stunde kam ein halber Müllsack zusammen. Für die kurzen Stollen eine durchaus ordentliche Menge vornehmlich durch die Gittertüren eingeworfener Unrat wie Altglas und Altpapier, aber auch gebrauchte Hundekotbeutel. Die größte Bedrohung für den unterirdischen Lebensraum waren dabei sicherlich die Böller, welche in der Sylvesternacht 2016/17 durch die Gittertüren in das Fledermausquartier geworfen wurden. Nun wurden die spaltenarmen Stollen mit Hohlblocksteinen als Hängequartiere ausgestattet. Zum Abschluss dieser Arbeiten wurde auch der Müll entfernt werden. Dank gilt der Gemeinde Schönaich für die Hilfe und die Entsorgung des Unrates.

Ansprechpartner: Kahlensteiner Höhlenverein e. V., Hannes Köble, hoehlenschutz@lhk-bw.de