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World Clean Up Day 2023 - Aktion „Saubere Unterwelt“

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Pressemitteilung zum World Clean Up Day am 16.9.2023

VdHK-Aktion „Saubere Unterwelt“

Seit 2019 beteiligt sich der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. VdHK am World Clean Up Day.  So stellen wir auch in diesem Jahr wieder große und kleine Aktionen unserer Mitgliedsvereine exemplarisch vor, denn Müll und Abfälle schädigen unterirdisch einen der sensibelsten Lebensräume, zerstören Naturjuwele und gefährden Grundwasser.

Graffiti-Entfernung im Südharz Gipskarst und 65 t Müll im Iberger Karst bei Bad Grund

Seit über 30 Jahren finden regelmäßig Säuberungsaktionen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. in der Jettenhöhle bei Osterode-Düna im Südharzer Gipskarst statt. Diese erfolgen im Rahmen eines Pflegevertrags mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Göttingen. Wieder hat sich die Erfahrung bestätigt, dass dort, wo kein Müll liegt, auch kaum weiterer hinzukommt. Bei mehreren diesjährigen Aktionen konnte glücklicherweise wenig Müll gefunden werden. Darum ging es aber endlich daran, die Graffiti aus der Höhle zu entfernen. Bereits 2022 stellten sich Messingbürsten zur Säuberung auf Gips als das Mittel der Wahl heraus. Die Farbe konnte vom Gestein auch in lehmhaltigen Bereichen relativ einfach entfernt werden und die Gesteinsoberfläche wird nur wenig in Mitleidenschaft gezogen. 2023 konnten am 5. April unter Mitwirkung von 5 AktivistInnen die Jettenhöhle von allen Graffitis befreit werden. Es handelte sich um drei großflächige und drei kleinere Bereiche. Zudem war ca. zwei Wochen zuvor eine Schmiererei vor der Höhle an den Fels gesprayt worden, die ebenfalls entfernt werden konnte.

Für das Karstgebiet des Ibergs bei Bad Grund hat die Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. ebenfalls einen Pflegevertrag abgeschlossen. So fanden im Rahmen der üblichen Kontrollbefahrungen in 2022 Müllsammelaktionen im devonischen Karbonatkarst statt. Geringe Müllmengen konnten u. a. aus der Hübichgrotte und der Crinoidenhöhle entfernt werden. Am 16.10. 2022 fand auf dem Iberg auch die vorletzte Grabung in jener Höhle statt, welche bei der Namensgebung einst mit dem sinnvollen Namen „Müllschlucker“ versehen worden war. In 4 Grabungen konnten damit bislang dort ca. 65 t Müll entfernt werden. Diese Pinge hatte in den 1970er Jahren zur illegalen Müllentsorgung eines Ausfluglokals gedient. Eine letzte Grabung wird dort noch im Oktober dieses Jahres stattfinden. Mit den zu erwartenden restlichen 5-8 t Müll dürfte dort endlich die Sohle erreicht werden.

Ansprechpartner: Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz, Jörg Strahlendorf

Altholzbergung aus dem Windloch bei Großmeinfeld 

Am 22. Juli fand die nunmehr fünfte Aktion zur Altholzbergung aus dem Windloch bei Großgmeinfeld statt. Holz ist nicht zwar mit Müll gleichzusetzen, denn Holz dient als Nahrungsgrundlage, Brutplatz und Versteckmöglichkeit für viele Höhlentiere. Aber es ist sinnvoll, Holz zu bergen, wenn es das Höhlenklima verändert.

Von 15 Mitgliedern der Abteilung für Karst- und Höhlenkunde der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. und der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. wurde etwa 1,6t Altholz in 81 Seilbahnfuhren aus dem Windloch bei Großgmeinfeld entfernt.

Hintergrund: die Höhle ist mit einer Tiefe von ca. 40 m und einem domartigen Raum von 35 m Höhe und etwa 40 m Durchmesser eine der eindrucksvollsten Schachthöhlen der Frankenalb. Durch den großen, trichterförmigen Eingang sammelt sich im Winter Kaltluft in der Höhle und wird dann im Sommer kaum noch ausgetauscht. Über die Jahrzehnte ist sehr viel Holz (geschätzt 20 t) in die Höhle gestürzt und verrottet dort wegen der niedrigen Temperatur nur äußerst langsam, so dass fast der gesamte Schachtgrund von einem undurchdringlichen Gewirr aus Stämmen und Ästen bedeckt war.

Die Bergung ist aufwendig, da es keine direkte Sichtlinie vom Eingang zum Schachtgrund gibt, so dass die verwendete Materialseilbahn eine Umlenkung an der Abbruchkante erfordert. Dort muss auch ein Helfer die Säcke (sog. Mini-Bigbags) mit den zuvor am Schachtgrund transportgerecht zersägten Holzstücken umhängen. Die Umlenkungsstelle war auch der Grund, warum wir uns für ein manuelles Hochziehen des Materials und nicht für eine Seilwinde entschieden haben.

Die Höhle ist eines der bedeutendsten Fledermauswinterquartiere der Frankenalb. Waren es vor der ersten Aktion (2016) noch etwa 600 Tiere, so waren es bei der diesjährigen Zählung weit über 1000.

Kontakt: Jochen Götz

Reinigung und Sanierung der Russenhöhle und des Russenbunkers in Ennepetal

Der gemeinnützige Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. hat für die Sanierung der westlichsten Höhlen des Nationalen Naturmonumentes Kluterthöhlensystem ELA-Fördergelder der EU in Höhe von 50.000 Euro über die Bezirksregierung Arnsberg beantragt und die Zusage Ende Juni 2023 erhalten.

Seit August 2023 ist nun der Verein damit beschäftigt, die Maßnahmen bis zum Beginn der Fledermausschutzzeit umzusetzen. Es ist der erste Schritt zur Sanierung der z.T. sehr stark beanspruchten Höhlen im Westen des Schutzgebiets.

Die Russenhöhle und der Russenbunker wurden bei der Sprengung von Schutzräumen für die Zwangsarbeiter der benachbarten Firma am Ende des Zweiten Weltkrieges entdeckt. Aufgrund des Kriegsendes kamen die Arbeiten nicht mehr zum Abschluss.

Während in der Russenhöhle keine Einbauten vorhanden sind, finden sich diese in vielfältiger Form im benachbarten Russenbunker. Nach Absprache mit dem Bodendenkmalamt, Außenstelle Olpe, sollen die Einbauten nicht beseitigt werden, da es sich mittlerweile um einen denkmalgeschützten Bereich handelt.

Am 14.8. begannen die umfangreichen Arbeiten mit einer großen Pressekonferenz, es war neben den Printmedien auch das Radio und das Fernsehen anwesend.

Unter dem Motto „Alles muss raus“ wurden sämtlicher Sprengschutt, Bauschutt sowie umgelagerte Sedimentmassen aufgenommen. Dabei kam neben einem Elektrodumper auch ein Minibagger zum Einsatz. Dieser musste zentimetergenau durch die Gänge manövriert werden. Da die Bahngeleise direkt vor den Höhleneingängen vorbeiführen, war hier eine Sondergenehmigung einzuholen, die anstandslos erteilt wurde.

Kontakt: Stefan Voigt

Kleine Überraschung im Allgäu

Bei einer Höhlentour von Mitgliedern des Höhlenvereins Sonthofen und der Chiemgauer Höhlenbären Anfang September 2023, die eigentlich der Vermessung einer kleinräumigen Höhle bei Wertach dienen sollte, wurde Müll entdeckt. Die Endkammer war durch einen kleinen Schacht mit der Oberfläche verbunden. Dieser diente wohl über lange Zeit der Entsorgung. Ein kleiner Bach entwässert in die Höhle. Durch die kürzlichen Starkregen war es innen recht feucht und schlecht möglich, den Müll zu beräumen. Die HöhlenforscherInnen beschlossen bei besseren Verhältnissen zurückzukehren. Bei dieser ersten Tour wurde die Sohle eines genagelten Bergschuhes, Tonscherben und ein merkwürdigerweise völlig intakter Maßkrug geborgen.

Kontakt: Bärbel Vogel

Säuberungswochenende bei Bad Sooden-Allendorf, Hessen

In der Nähe von Bad Sooden.-Allendorf liegt eine 2017 entstandene Einsturzdoline mit anschließender Höhlenfortsetzung. Solche Karsterscheinungen zählen im neuen Hessischen Naturschutzgesetz als besonders geschützte Biotope. In die Doline wurden in den letzten Jahren illegale Ablagerungen (Erde, Betonreste, Holzschnitt, Bauschutt usw.) geworfen. Das zweite Wochenende im September 2023 wurde vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. dazu genutzt, die Doline zu säubern und die Höhle wieder zugänglich zu machen. In reiner Handarbeit wurden ca. 1900 10 Liter Eimer Erde und Bauschutt ans Tageslicht befördert und entsorgt. Dazu stellte der Bauhof der Stadt Bad Sooden-Allendorf einen Container zur Verfügung. Dank dem Ortsbeirat konnten die 23 Helfer die Toiletten und Waschgelegenheiten der nahegelegenen Freizeitanlage nutzen. Dort konnte auch gezeltet werden.

Kontakt: Stefan Zaenker